Wie Redeangst entsteht? Durch einen Konflikt zwischen dem Verstand und dem limbischen Gehirn. Die Angst, sich vor Gruppen zu präsentieren ist eine unbegründete Angst. Im Grunde weiß man, dass von der Menschengruppe keine Gefahr für Leib und Leben droht. Trotzdem reagiert der Körper mit Angstsymptomen. Der Verstand denkt: Du brauchst keine Angst vor der Gruppe zu haben und kannst gelassen bleiben. Trotzdem zeigt der Körper Angstsymptome.
Das bedeutet, bei Redeangst handelt es sich häufig um einen Konflikt zwischen dem Verstand (Neocortex) und den Emotionen (Gefühle entstehen im limbischen Gehirn und werden durch den Körper ausgedrückt (Emotion)).
Redeangst wird oft durch Gedankenmuster erzeugt. Negative Glaubensätze der eigenen Leistung, Abwertungen auf der Identitäts-Ebene oder die Bewertung, wie man beim Publikum ankommen wird, spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Redeangst.
Folgende Meta-Gedankenmuster sind, meist unbewusst, in Gehirnen verankert:
- die Situation wird als unangenehm und bedrohlich bewertet
- die eigenen Bewältigungsmöglichkeiten werden abgewertet
- es werden gedankliche Horrorszenarien produziert
- abwertende Glaubenssätze lenken von der eigentlichen Aufgabe der Präsentation oder des Vortrags ab
- für das eigene Versagen wird bereits im Vorfeld ein „Drehbuch“ geschrieben.
Wie Redeangst entsteht
Durch das Gefühl der Bedrohung (Angst) setzt das sympathische System des vegetativen Nervensystems vermehrt die Botenstoffe Noradrenalin und Adrenalin frei. Die Reaktions- und Leistungsbereitschaft ist stark erhöht. Der Körper ist bereit zu kämpfen oder zu fliehen.
Allerdings können wir in sozialen Umgebungen aber nicht einfach weglaufen oder zuschlagen.
Deshalb kann es zu einer Überkonzentration der genannten Botenstoffe kommen, denn sie können nicht schnell genug abgebaut werden. Es kommt ja zu keinerlei körperlicher Tätigkeit.
So muss der Körper reagieren mit:
- erhöhtem Puls und Blutdruck
- Erröten
- Schwitzen
- Magen- und Darmbeschwerden
- Anspannung der Körpermuskulatur
- Veränderung der Gedächtnis- und Wahrnehmungsfunktionen.
Warum Redeangst entsteht
Aus meiner Sichtweise ist Redeangst die Angst vor Nähe/Zuneigung/Aufmerksamkeit. Von Redeangst Betroffene können Aufmerksamkeit von anderen Menschen nicht aushalten, weil es ihnen ein Gefühl erzeugt (Aufmerksamkeit), das ihnen nicht vertraut ist. Im Grunde genommen aber sind sie sich selbst gegenüber nicht aufmerksam.
Warum?
Weil ihnen in der Kindheit nicht gezeigt wurde, wie das geht.
Sprechangst, Redeangst und Kommunikationsangst richtig unterscheiden
Als Sprechangst werden die Ängste bezeichnet, die beim Sprechen vor und mit anderen Personen entstehen.
Man unterscheidet zwischen Redeangst und Kommunikationsangst:
Bei der Redeangst steht der öffentliche Charakter des Sprechens im Vordergrund. Der Leistungsaspekt und die Möglichkeit der Bewertung des Sprechers durch die Zuhörer spielen eine Rolle.
Bei der Kommunikationsangst ist das Sprechen in sozialen Interaktionen generell verknüpft mit Befürchtungen des Versagens
Menschen, die unter Sprechangst bzw. Redeangst leiden, haben Schwierigkeiten, wenn Sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von anderen Menschen stehen. Man könnte auch sagen, die Betroffenen können Aufmerksamkeit nicht aushalten. Ein Vortrag, eine Präsentation oder ein Referat zu halten ist für sie die wahre Hölle. Vor (vielen) Menschen zu stehen und angeschaut zu werden erzeugt in ihnen Angst. Und die Angst davor (Angst vor der Angst) kann sich sogar bis zu einer Panik steigern.
Und es braucht nicht einmal ein großer Auftritt sein. Sprechangst kann sich auch bei Meetings, in der Schule und bei Telefongesprächen bemerkbar machen. Die Angst kann sogar bei einem Gespräch unter Freunden entstehen oder auch im Familienkreis können Betroffene Schwierigkeiten haben
Bei der Sprechangst geht es nicht darum, was einer sagt, sondern wie er sich dabei fühlt.
Lampenfieber vs. Redeangst
Lampenfieber wird auch manchmal mit Redeangst gleichgesetzt. Diese beiden Begriffe haben allerdings eine unterschiedliche Bedeutung. Lampenfieber ist in einem normalen Maß nämlich eine natürliche körperliche Anspannung/Aufregung vor einem (großen) Auftritt. Lampenfieber gehört daher eher in den künstlerischen Kontext, wenn es um einen Bühnenauftritt geht.
Ausprägung von Redeangst
Die Angst zu reden kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Sie kann sich als leichte bis starke körperliche Anspannung mit entsprechenden Symptomen bemerkbar machen. Sie kann aber auch als panikartige Sozialangst auftreten.
Häufige negative Erfahrungen mit der Angst vor Menschen zu sprechen, können einen sozialen Rückzug verstärken und die Entwicklung einer pathologischen Sozialen Phobie begünstigen. Eine krankhafte Angst vor dem Sprechen wird dann als Logophobie einem spezifischen Subtyp zugeordnet.
Alle Formen sozialer Ängste haben einen gemeinsamen Nenner: Betroffene können Nähe und Aufmerksamkeit von anderen Menschen nicht ertragen, weil ihre Gehirne es bislang nicht trainiert haben.
Was nicht bedeutet, dass sie es nicht nachholen können.
Redeangst Ursachen
Emotional besetzte Erlebnisse in der Kindheit und Jugend prägen jeden Menschen. Deshalb entsteht der Nährboden für Redeangst oder Sprechangst meist in der Kindheit. Die Angst vor Ablehnung wichtiger Bezugspersonen gehört zu den Urängsten der Menschheit. Sie kann in der Kindheit des Individuums ein (unbewusstes) Verhaltensmuster entstehen lassen, das ein Leben lang bestehen bleibt. Eventuell ein misslungenes Referat in der Schule, bei dem man ausgelacht wurde. Oder bei einer ähnlichen Situation gab es Kritik von einer Bezugsperson (Lehrer). Vermeidungsverhalten verstärkt dann die Angst und endet in einem Teufelskreis, den die Betroffenen oftmals ohne Hilfe nicht durchbrechen können.
Redeangst Ursachen auf den Grund zu gehen ist aus meiner Sicht nicht nötig. Wenn man die Ursachen für seine Redeangst kennt, bedeutet das ja nicht, dass man nun Gelassen vor der Gruppe stehen kann.
Redeangst oder Sprechangst kann sich aber auch durch bestimmte Meta-Muster der Grundpersönlichkeit einer Person entwickeln. Übertriebene Strukturiertheit oder Perfektionismus können dazu beitragen, die Aufmerksamkeit von einer Menschengruppe nicht aushalten zu können. Aber auch Menschen mit wenig Selbstbewusstsein können eine Redeangst entwickeln. Ebenso ist Introvertiertheit ein Nährboden für die Entstehung von Angst vor Gruppen zu sprechen.
Redeangst Symptome
Bei Redeangst können folgende Symptome auftreten:
- Kopfschmerzen
- Beschwerden in Magen und Darm
- Nackenverspannungen
- müde und matt
- Schwitzen
- Zittern der Hände
- Tunnelblick
- Erröten
- Blutdruck steigt an
- Herzrasen
- Atmung wird schneller und flacher
- Schwindelgefühle
- Harndrang
- Schluckbeschwerden (Kloß im Hals)
- Appetitlosigkeit oder Heißhungerattacken
- Blackout
- zittrige Stimme, stottern
- fahrige, ungelenke Bewegungen
- ein Gefühl, wie in Trance zu sein
- hektische Flecken auf der Haut
- starke innere Unruhe
- Anspannung
- Einschlaf- und Durchschlafstörungen
Die psychologische Definition von Sprechangst
Sprechängste sind erlernte, flüchtig oder andauernd auftretende Befürchtungen und sorgen, gefühlsmäßige oder körperliche Reaktionen auf vorgestellte oder tatsächlich zu vollziehende „Leistungen“ (vortragen, vorsprechen, rezitieren, vorsingen, sich vorstellen, diskutieren usw.) vor einem imaginären oder realen Publikum. (Kriebel 2014)