Lampenfieber bei Musiker ist weiterverbreitet, als man vermuten möchte

Geschrieben von einem Künstler.

Genießen Sie doch lieber Ihren Auftritt!

Die Hände schwitzen…der Kopf fühlt sich völlig leer an…die Blase meldet sich in immer kürzeren Abständen…klare Gedanken – Fehlanzeige…und sowieso hat man das Gefühl, seinen Körper – und generell die Situation – nicht mehr unter Kontrolle zu haben…

So, oder zumindest so ähnlich hat das schon jeder Musiker oder andere Künstler bereits erlebt. Auftrittsangst und erscheint gerade in dieser Berufsgruppe surreal, doch Lampenfieber bei Musiker ist sie weiterverbreitet, als man vielleicht vermuten möchte, und das hat seinen Grund!

Besonders in der Gruppe der Musiker sind ausgesprochen sensible Menschen zu finden. Wenn man bedenkt, dass Musik vor allem mit Emotionen zu tun hat, ist das auch nicht weiter verwunderlich! Egal, ob von Beethoven, Mozart, Metallica oder Lady Gaga – ein Musikstück ist nur dann wirklich gut, wenn der Interpret seine eigenen Gefühle transportieren kann. Und genau darin liegt meist das Dilemma!

Keine Angst vor der Angst!

Geht man auf eine Bühne, hat man das Gefühl, von den Scheinwerfern bis in den kleinsten Winkel des Körpers durchleuchtet zu werden, jeder sieht die Angst vor dem Auftritt. Als Künstler lebt man von der positiven Beurteilung und der Anerkennung des Publikums, man möchte sich selbst und seine Darbietung so perfekt wie nur möglich präsentieren und keinen Anlass liefern, um in irgendeiner Weise bloßgestellt zu werden. Das Paradoxe daran ist: je mehr man sich bemüht, sein Innerstes zu verbergen, desto schlimmer wird es, und desto schlechter wird die Musik…Man verwendet seine gesamte Energie dafür, um seine wahren Emotionen zu verbergen. Für die Musik bleibt dabei nur mehr sehr wenig Gefühl übrig und der Auftritt leidet darunter. Doch wie schafft man den Weg raus aus der Spirale?

Bühnenangst überwinden – Gefühle richtig einsetzen

Gestehen Sie sich ein, dass Sie als Musiker ein extrem sensibler Mensch sind und Bühnenangst haben. Scheuen Sie sich auch nicht, zu Beginn des Auftrittes ehrlich gegenüber dem Publikum zu sein. Wenn es passt, erwähnen Sie, dass sie nervös sind. Wird es ausgesprochen, verliert das Lampenfieber bereits einen Teil seines Schreckens und man fühlt sich automatisch „verbundener“ mit seinen Zuhörern.

Lernen Sie, Ihre Gefühle für sich und Ihren Auftritt zu nutzen! Niemand legt gern sein tiefstes Innerstes vor anderen offen, doch genau das ist es, was Musiker tun – sie spiegeln mit ihrer Musik die verschiedensten Emotionen – und das meist vor wildfremden Menschen. Als Musiker transportiert man über die Stücke Traurigkeit, Verzweiflung, Angst und Zorn, aber auch Freude, Glück und Zufriedenheit. Je besser Sie sich als Musiker diese Gefühle für sich selbst eingestehen können, desto besser können Sie sie auch über Ihre Musik weitergeben! Nehmen Sie Ihre Musik, um Ihrem Publikum zu zeigen, wie Sie ängstlich sind, weinen vor Traurigkeit oder tanzen vor Freude. Nehmen Sie Ihr Publikum mit auf eine Reise in Ihre Gefühlswelt und spielen/singen Sie so Ihre eigene Nervosität buchstäblich weg! Zeigen Sie Ihre ganz eigene Sichtweise der Gefühlswelt und Sie werden feststellen, dass Sie Ihren Vortrag sogar genießen können! Was Ihnen bleiben wird, ist die Anerkennung und Hochachtung der Zuhörer dafür, dass Sie so ehrlich und authentisch sind, sowie die Erkenntnis, dass die Angst vor Auftritten auch ihr Gutes haben kann.

Denken Sie daran:

Das, wovor Sie am meisten Angst haben – nämlich, sich fallen zu lassen – ist das, was Ihre Musik am besten macht!