Fast jeder Mensch sehnt sich nach einer harmonischen, glücklichen Beziehung. Wir sind nun einmal nicht gerne alleine und hegen daher den Wunsch, einen Partner an unserer Seite zu haben. Eine gute Beziehung gibt uns Halt in einer turbulenten Welt und die Möglichkeit, jemandem ganz nahe zu sein. Doch diese Nähe kann auch schwierig werden. Wenn in einer Partnerschaft nicht richtig kommuniziert wird, kann es schnell zu einer Beziehungskrise kommen. Dann wackelt das Fundament, auf dem wir stehen und die Situation wird rasch emotional überfordernd. Aber es ist möglich, Beziehungskrisen zu überwinden und sich wieder näher zu kommen – das Zauberwort heißt: Kommunikation.
Phasen einer Beziehungskrise
Um eine Beziehungskrise zu meistern und wieder zueinander zu finden, ist es ein guter erster Schritt, die Phasen einer Beziehungskrise zu kennen. Denn dann kann man verstehen, wie es zu den Schwierigkeiten gekommen ist und wie man aus der verfahrenen Situation wieder herausfindet. Jede Beziehung startet mit der Verliebtheitsphase. In dieser Zeit finden wir alles toll, was der Partner macht und sagt und lieben sogar seine kleinen Fehler. Wir sind bereit, unsere eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen und aus Liebe Kompromisse zu schließen, die uns eigentlich gar nicht zufrieden stellen. Oft vernachlässigen wir Dinge, die wir selbst gerne tun oder verzichten für den Partner ganz darauf. Das ist auch der Anfang der Krise.
Direkt darauf, meistens nach 1-2 Jahren, folgt die Ernüchterungsphase. Die Verliebtheit lässt nach und wir sehen den Partner nicht mehr durch die „rosarote Brille“. Jetzt fallen uns all die Kompromisse negativ auf, die wir zuvor gerne und ohne darüber nachzudenken eingegangen sind. Die Partner beginnen, sich laufend zwischen dem „Ich“ und dem „Wir“ zu entscheiden. Damit es nicht zu Streit kommt, stellen wir unsere Bedürfnisse aber weiterhin hinten an. So gleiten wir in die dritte Phase: die Phase der Scheinharmonie.
In dieser Zeit leben die Partner nebeneinander her. Sie sprechen kaum noch miteinander, weil es sonst zu Streitigkeiten kommen würde. Wir glauben dann auch genau zu wissen, wie der andere ist und dass über die Probleme zu reden keinen Sinn macht, weil sich der andere ohnehin nicht ändern wird. In dieser Phase wird die Beziehung immer enger, unausgesprochene Konflikte schwelen im Untergrund. Die Partner stecken bereits tief in der Beziehungskrise.
So muss es schließlich zur Eskalation kommen – die nächste Phase. Ein Partner hält die Situation nicht mehr aus und zieht sich zurück, beginnt Streit oder verliebt sich in einen anderen Menschen. Dann folgt die Entscheidungsphase: will man sich trennen, oder ist man gewillt, an sich zu arbeiten und die Beziehungskrise gemeinsam zu lösen? In dieser Zeit kommen oft auch alte Verletzungen hoch, Zweifel bestimmen die Gedanken und Streits stehen auf der Tagesordnung.
Hat sich das Paar jetzt noch nicht getrennt, folgt die Differenzierungsphase. Wir versuchen uns selbst wieder zu finden, unsere Gefühle zu verstehen und uns von der Partnerschaft losgelöst als eigenständige Individuen zu sehen. Das hilft dabei, einen Weg aus der Krise zu finden und erneut „Ja“ zur Beziehung zu sagen. Dann tritt die Partnerschaft in eine neue Entwicklungsphase ein. Wir lernen uns neu kennen, beginnen wieder miteinander zu sprechen und ein neues, besseres Zusammenleben zu erschaffen. Das kann allerdings nur dann gelingen, wenn wir bereit sind, vorurteilsfrei und wertschätzend miteinander zu kommunizieren.
Beziehungskrise bewältigen
Viele Beziehungen durchlaufen diese Phasen, weil die Partner zugunsten einer scheinbaren Harmonie darauf verzichten, Schwierigkeiten und Unzufriedenheiten anzusprechen. Dann nimmt die Krise ihren Lauf und wir finden uns in einer komplexen Situation wieder, aus der wir nur mittels viel gutem Willen und harter Arbeit wieder herausfinden. Der Kern vieler Beziehungsprobleme liegt also in der fehlenden oder falschen Kommunikation. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sich die Beziehungskrise schon nach 1 Jahr entwickelt oder ob es sich um eine langjährige Beziehung handelt.
Wer erst gar nicht in die Situation kommen möchte, eine Beziehungskrise überstehen zu müssen, der sollte also von vornherein eine wertschätzende, ehrliche und verständnisvolle Kommunikation praktizieren. Wer mit seinem neuen Partner viele Jahre lang glücklich zusammen sein möchte, sollte also schon in der Verliebtheitsphase viel und offen über Bedürfnisse und Gefühle sprechen. So baut man eine gute Basis auf, auf der entstehende Konflikte schon sehr früh gemeinsam bearbeitet werden können. Dadurch wird vermieden, dass sich negative Gefühle wie Frust, Wut und Enttäuschung anstauen und später unkontrolliert entladen.
Kommunikation als Weg aus der Krise
Gute Beziehungen, die lange halten, basieren auf einem gegenseitigen Verständnis für die Bedürfnisse und Gefühle des Partners. Dieses Verständnis kann aber nur über Kommunikation hergestellt werden. Dafür ist es wichtig, sich nicht gegenseitig mit Vorwürfen zu konfrontieren. Denn ein Vorwurf erzeugt immer ein negatives Gesprächsklima und führt unweigerlich zu Abwehrhaltungen und Rechtfertigungen. Werden also Probleme angesprochen, sollten die Partner immer von sich selbst und ihren Gefühlen sprechen. Immerhin verletzen sich die wenigsten Liebenden absichtlich – vielmehr sind es Missverständnisse und Unachtsamkeiten, die dann ein Problem auslösen. Sätze wie: „Auch wenn du es nicht so meinst…aber wenn du das tust/sagst, fühle ich mich herabgesetzt/nicht wertgeschätzt/es verletzt mich.“, kommen beim Gegenüber nicht als Vorwurf an, sondern helfen dabei, Verständnis füreinander aufzubauen.
Wertschätzende Kommunikation beinhaltet auch, dem Partner aufmerksam zuzuhören und zu fragen, wenn etwas unklar ist. Denn nur wenn man sich auch bemüht, den anderen zu verstehen, kann eine gute Gesprächsbasis entstehen. Natürlich muss man nicht in jeder Situation für ein klärendes Gespräch bereit sein: ein stressiger Tag oder üble Laune können es erschweren, sich auf den anderen einzulassen. Es ist also auch sehr wichtig akzeptieren zu können, wenn der andere gerade kein Gespräch möchte. Dann sollten die Partner sich auf einen anderen Zeitpunkt einigen, an dem beide die innere Ruhe und Gelassenheit für emotional herausfordernde Kommunikation haben. Andernfalls droht das klärende Gespräch zum nächsten Streit zu werden.
Beziehungskrisen meistern ist nicht aussichtslos
Probleme in Beziehungen sind ganz normal und gehören dazu, wenn sich Menschen emotional nahekommen. Ein unachtsames Wort oder eine schlechte Angewohnheit können sich dann rasch zur echten Beziehungskrise auswachsen. Damit eine Beziehung die Krise übersteht, müssen beide Partner dazu bereit sein, offene und ehrliche Kommunikation zu erlernen. So kann gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden, wodurch man sich wieder näherkommt und es leichter fällt, gute Kompromisse zu finden.
Wenn man seine Beziehungskrise als Kommunikationskrise versteht, kann einfacher daran gearbeitet werden, zusammen Lösungen zu finden. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg aus der Krise!