Der Termin steht, der Vortrag ist auf dem Papier bestens vorbereitet und so mancher Satz muss auch schon gar nicht mehr abgelesen werden. Und trotzdem steigt bei vielen eine panische Angst vor Vorträgen, je näher der Termin rückt. Und am entscheidenden Tag macht die Panik vor der Präsentation auch den besten Vorsätzen den Garaus. Diese Form der Redeangst lähmt die Stimme, der Kopf scheint leer, man fällt wie in ein schwarzes Loch. Und aus dem Loch findet man keinen Weg heraus. Die Panik vor Vorträgen scheint ein fester Bestandteil des beruflichen Lebens geworden zu sein.
Ist die Angst vor öffentlichen Auftritten wirklich Teil einer Persönlichkeit?
Ist es möglich, eine panische Angst vor Vorträgen zu überwinden?
Und wenn ja, wie?
Die Angst vor Vorträgen ist weit verbreitet
Die sogenannte Redeangst ist weiter verbreitet, als zunächst geglaubt wird. In vielen Gruppen gibt es mindestens einen, wenn nicht gar mehrere Teilnehmer, die von solchen Ängsten berichten oder diese immer wieder sehr stark erleben. Bei Redeangst handelt es sich nicht um eine schnell vorübergehende Erscheinung, die sich von selbst auflöst. Auch oftmals empfohlene Rhetorikkurse sind kaum der richtige Weg, um eine panische Angst vor Vorträgen aufzulösen und eine gewisse Gelassenheit vor der Gruppen zu entwickeln.
Der Angst vor Vorträgen hinter die Kulissen geschaut
Etwa 90 Prozent von allem, was wir täglich tun, läuft gesteuert durch unser Gehirn ohne unser aktives Zutun ab. Atmen, laufen, Stoffwechsel und viele andere Prozesse erledigen wir quasi ohne ständig darüber nachdenken zu müssen. Anders verhält es sich mit Situationen, in die wir uns eher selten begeben. Hier denken wir meist intensiv darüber nach, wie wir auftreten und wirken wollen und was wir tun müssen, um die gewünschte Wirkung zu erreichen. Genau das trifft auch auf die mehr oder minder öffentliche Rede zu. Wenn Sie nicht ständig in dieser Situation leben, kann die Vortragsangst regelrecht erdrückend werden. Dabei ist diese Form der Sprechangst nicht mit Lampenfieber zu verwechseln.
Menschen sind soziale Wesen, sie brauchen persönlichen Kontakt und Austausch. Diese Tatsache nimmt in der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt eine besondere Stellung ein. Stellen Sie sich vor: Sie haben umfassende Informationen für Kollegen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte. Welchen Kanal nutzen Sie? E-Mail, gedruckte Mappen oder präsentieren Sie die Neuigkeiten persönlich?
Technik kann Menschen nicht völlig ersetzen
In manchen Situationen ist ein Vortrag unausweichlich. In anderen Fällen haben Sie es in der Hand, die Form der Kommunikation zu bestimmen. Dabei sollten Sie bedenken: E-Mails ersetzen nicht den zwischenmenschlichen Kontakt. Moderne Unternehmen brauchen Mitarbeiter, die sich engagieren und ihr Potenzial ausschöpfen. Ein zentraler Punkt dafür ist die Bindung und Identifikation mit dem Team, der Abteilung und dem Betrieb. Diese Bindung entsteht vor allem über regelmäßige soziale Kontakte.
Es ist nicht sinnvoll, direkte Kommunikation durch scheinbar effizienteren Austausch über Medien weitestgehend zu ersetzen. Vorträge und Präsentationen sind ein guter Anlass, Mitarbeiter und Vorgesetzte persönlich zu treffen und Zeit für Diskussionen und Austausch mit einzuplanen. Überkommt Sie beim Gedanken an eine Präsentation Angst? Dann nutzen Sie die Gelegenheit, diese zu bekämpfen und mit Freude Vorträge zu halten, denen Ihre Zuhörer gerne folgen.
Im Mittelpunkt stehen: Freude oder Panik?
Die Angst, sich bewusst zu präsentieren und im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, ist weit verbreitet. Menschen, die vor einem Vortrag oder einer Präsentation in Panik geraten, ängstigen sich meist nicht wegen des Vortrags an sich. Nervosität vor einer Präsentation hat immer etwas mit der Anwesenheit von Menschen zu tun.
Wie lässt sich diese Angst vor Menschen überwinden? Klienten, mit denen ich ein Redeangst-Coaching durchführe, zählen mir ihre körperlichen Symptome auf, die sie vor und während ihrer Vorträge verspüren. Dazu zählen vor allem:
- Herzrasen
- Schweißausbrüche
- Schwindel
- trockener Mund
- Denkblockaden
- Zittern der Hände
Die Symptome sind Teil einer normalen Angstreaktion des Körpers. Zusätzlich berichten meine Klienten von negativen Gedanken und Bildern. Ein Teufelskreis: Die körperliche Erregung wird sorgenvoll beobachtet; meist gesellen sich negative Bewertungen hinzu. Diese steigern ihrerseits die körperliche Erregung.
Ein Beispiel: Eine Führungskraft spürt kurz vor einer Rede starkes Herzrasen und Schwindelgefühle; außerdem schwitzt sie stark. Sie befürchtet, die Vorgesetzten könnten diesen Zustand bemerken und ihn als Zeichen für mangelnde Kompetenz oder verminderte Belastbarkeit deuten. Die Gedanken verstärken das Schwindelgefühl. Der Manager gerät in Panik. Er verliert den Glauben an seine Fähigkeiten und bekommt Angst, dass die Präsentation misslingt. Die Panik nimmt weiter zu und beeinträchtigt seine Konzentration. In seiner Phantasie steht der Manager schwitzend und sprachlos vor dem Vorstand.
Menschen, die Angst vorm Präsentieren haben, sind dieser Angst nicht hoffnungslos ausgeliefert. Es gibt alternative Strategien, um dieser Panik zu begegnen und sogar mit Freude in einen Vortrag zu gehen.
Angst vor Vorträgen: Ursachenforschung ist nicht notwendig
Laut Dipl.-Psychologin Antje Müller wurzelt die Redeangst bei den meisten Menschen in der Schulzeit. Damals riefen die Lehrer ihre Schüler gerne unerwartet auf und die gesamte Klasse blickte den jeweiligen Klassenkameraden erwartungsvoll an. Für Kinder ein sehr unangenehmer und angsteinflößender Moment. Diese Erkenntnis ist nett, hilft aber wenig weiter, nicht wahr?
Die Redeangst von Erwachsenen basiert auf einem Konflikt zwischen dem Verstand und unseren „Gefühlen“. Unser Verstand befindet sich im Neocortex. Die Emotionen entstehen in einem komplexen Zusammenspiel unter anderem im limbischen System.
Die Angst vor Vorträgen überwinden: die ersten Schritte
Die Suche nach einer Lösung beginnt mit einer Frage: Was müsste anders sein, damit Sie Vorträge und Präsentationen mit Spaß und Freude halten, anstatt unter Stress zu stehen?
Nicht alle Menschen empfinden Vortragsangst. Was zeichnet solche Personen aus? Was können wir von ihnen lernen?
Sie verfügen in jedem Fall über eine funktionierende (unbewusste) Strategie und über eine starke Ressource: sie können Aufmerksamkeit ertragen. Beides ist extrem wichtig, um gelassen vor einem Publikum zu sprechen.
Menschen, die Spaß bei ihren Vorträgen haben, können gelassen mit Aufmerksamkeit umgehen.
Äußerlich zeichnen sich Menschen mit Freude an öffentlichen Auftritten durch folgende Punkte aus:
- sicheres Auftreten
- wenig bis keine Nervosität
- viel freie Rede, wenig Manuskript
- Sie genießen die Aufmerksamkeit.
Diese Spezies taucht häufig auf der politischen Bühne auf. Politiker gehören zu den Menschen, die über belanglose Dinge reden und reden und reden. Sie können stundenlang reden, ohne wirklich etwas zu sagen. Sie besitzen sogar die Fähigkeit, andere Menschen mit ihren Vorträgen zu Tode langweilen zu können. Trotzdem haben sie keine Angst vor ihren Reden und Auftritten. Politiker genießen es regelrecht, im Mittelpunkt zu stehen; von Nervosität keine Spur.
Was machen Menschen, die ihren Vortrag oder ihre Präsentation ohne Angst halten anders? Hören sie sich möglicherweise selbst gern reden und haben deshalb Spaß daran, vor Menschen aufzutreten? Oder mögen sie Aufmerksamkeit und lieben es deshalb, im Mittelpunkt zu stehen?
Stellen Sie sich vor, Sie würden mit Spaß an Ihre Vorträge und Präsentationen herangehen – wie ein Politiker. Sie könnten viel selbstbewusster auftreten, nicht wahr? Wäre es nicht wunderbar, vor einem Vortrag oder einer Präsentation Freude zu empfinden, anstatt panische Angst zu bekommen?
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