Von Redeangst Betroffene haben in Situationen Angst, in denen sie keine Angst haben müssten – sagt der Verstand. Der Körper reagiert allerdings trotzdem mit körperlichen Symptomen.
In der Psychologie spricht man in diesem Zusammenhang von einem Konflikt zwischen dem Verstand, wo das Denken stattfindet (Neocortex) und dem limbischen Gehirn, wo unsere Gefühlwelt entsteht.
Redeangst: Ein Konflikt zwischen Verstand und Gefühlswelt
Einleitung
Redeangst, auch bekannt als Glossophobie, ist eine spezifische Form der sozialen Angststörung, die durch intensive Angst vor öffentlichen Reden oder Präsentationen gekennzeichnet ist. Obwohl diese Angst oft als unbegründet angesehen wird, da sie in Situationen auftritt, in denen objektiv keine unmittelbare Gefahr besteht, kann sie dennoch erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit des Betroffenen haben. In diesem Kontext wird Redeangst oft als ein Konflikt zwischen dem Verstand und der Gefühlswelt verstanden.
Der Neocortex und das limbische Gehirn
Um diesen Konflikt zu verstehen, ist es hilfreich, einen Blick auf die beteiligten Gehirnstrukturen zu werfen. Der Neocortex ist der Teil des Gehirns, in dem unser Denken stattfindet. Er ist für unsere Fähigkeit zum logischen Denken, zur Problemlösung und zur Planung verantwortlich. Das limbische Gehirn hingegen ist der Sitz unserer Gefühle und Emotionen. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Verarbeitung von emotionalen Reaktionen und bei der Entstehung von Angst.
Der Konflikt zwischen Verstand und Gefühlswelt
In Situationen, in denen wir vor anderen sprechen müssen, kann es zu einem Konflikt zwischen diesen beiden Gehirnbereichen kommen. Der Neocortex sagt uns, dass es keinen Grund zur Angst gibt – schließlich sind wir nicht in unmittelbarer physischer Gefahr. Das limbische Gehirn hingegen reagiert auf die Situation als potenzielle Bedrohung und löst eine Stressreaktion aus, die sich in körperlichen Symptomen wie Herzklopfen, Schwitzen oder Zittern äußern kann. Der Grund dafür: das Gefühl von Aufmerksamkeit, das in uns entsteht, weil uns die Menschen in einer Gruppe ansehen (uns Zuwendung schenken), ist uns nicht vertraut, deshalb reagiert unser Körper mit Angstsymptomen.
Dieser Konflikt kann zu einer Spirale der Angst führen. Die körperlichen Symptome der Angst können das Gefühl der Bedrohung verstärken, was wiederum die Angstreaktion des limbischen Gehirns verstärkt. Gleichzeitig kann der Neocortex versuchen, die Angst zu unterdrücken oder zu kontrollieren, was oft nur dazu führt, dass sie noch stärker wird.
Schlussfolgerung
Redeangst ist also mehr als nur eine unbegründete Angst. Sie ist das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels zwischen verschiedenen Teilen unseres Gehirns, die unterschiedliche Funktionen haben und manchmal in Konflikt miteinander geraten. Durch ein besseres Verständnis dieser Prozesse können wir effektivere Strategien zur Bewältigung von Redeangst entwickeln und so dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Menschen mit dieser Störung zu verbessern.