Ständig Streit in der Beziehung – Normalität für viele Paare

Jede zweite Ehe wird in Deutschland wieder geschieden und gefühlt gehen 75 Prozent aller Partnerschaften in die Brüche. Ständig Streit in der Beziehung – für viele Paare ist es zur Normalität geworden. Sind Menschen nicht beziehungsfähig?

Liebe – Gewohnheit – Streit?

Ist dies die zwangsläufige Kette einer Beziehung?

Rückblickend mag es manch einem so vorkommen, als hätte es über die komplette Zeit seiner Beziehung bereits Zwist gegeben. Bei nüchterner Betrachtung wird allerdings klar, dass das nicht der Fall sein kann. Man war verliebt, hat sich näher kennengelernt, aneinander gerieben und im Laufe der Jahre auch mit den Schattenseiten des Partners Bekanntschaft gemacht.

Und dass es kein Duplikat eines Menschen gibt, mit dem man eine hundertprozentige Harmonie und Unbeschwertheit leben kann, liegt auf der Hand.

Aber muss der Wunsch nach Respekt, Glück und Verbundenheit ein Traum bleiben?

Wer nicht nur träumen will, sondern Bedürfnisse in die Tat umsetzen mag, dem seien hilfreiche Tipps ans Herz gelegt.

Gegensätze ziehen sich an!

Dieses deutsche Sprichwort ist jedermann bekannt.

Allerdings impliziert die Unterschiedlichkeit der Partner unweigerlich Unstimmigkeiten und Streit, Auseinandersetzungen und Grenzen.

Streit gilt als negativ konnotiertes Wort und eine Vermeidung steht wohl bei den meisten Menschen an Platz 1 der partnerschaftlichen Tagesordnung.

Streit produziert unliebsame Emotionen, offenbart Kontroversen, lässt die Stimmung eskalieren und schafft unübersehbare Klüfte zwischen den Partnern.

Streit verlangt nach intensiver Diskussion und wirkt lange nach, wenn man keine Lösung oder Regelung gefunden hat. Eine beruhigende und ausgeglichene Situation tritt erst dann ein, wenn die Partner sich durch eine Einigung und klare Absprachen versöhnt haben.

Sollte man seine Unzufriedenheit zum Thema machen?

Offen reden und konzentriert zuhören sind zwei wichtige Punkte in einer Beziehung. Temporäre oder langfristige Differenzen, unbefriedigte Wünsche und auftretende Kränkungen sind jederzeit Wert für eine Aussprache. Die Artikulierung seiner Bedürfnisse und seines Unmuts ist in zweierlei Hinsicht enorm hilfreich.

  1. Man wird sich selbst der verschwiegenen Begehren bewusst.
  2. Man offenbart dem Partner Missmut und Unbehagen, um Änderungen zu erzielen.

Sind alle kritischen Themen gleichbedeutend?

Störende Alltagsszenen und tiefer sitzende Probleme sind natürlich nicht vergleichbar. Die Partner sollten sich darüber bewusst sein, über welches Thema diskutiert und gestritten wird.

Sind es grundsätzliche Schwierigkeiten, weitreichende Verwicklungen oder oberflächliche Ärgernisse aus dem Alltag? Häufig mag es sich um Alltagsszenen handeln, die zu Komplikationen führen können: die Spülmaschine wurde nicht angestellt, die saubere Wäsche meditiert in der Maschine oder das benutzte Werkzeug liegt dekorativ überall herum. Aber auch die bohrenden Problematiken aus der Vergangenheit ruhen nicht: die Abhängigkeit von der Ursprungsfamilie, die pedantischen Züge aus der frühkindlichen Sozialisation oder narzisstische Verhaltensweisen.

Darf es in einer Partnerschaft auch einmal laut werden?

Nichts ist schlimmer als die Gleichförmigkeit – heißt es manchmal. Demgemäß sollte sich der berufliche und private Alltag in angenehmen Wellen zeigen – mal ruhig, mal hektisch, mal besonnen, mal geschäftig, mal unspektakulär, mal besonders aktiv.

Ob allerdings die Lautstärke bei einem Streit als Pendant zu einem normalen Gespräch förderlich ist, ist zweifelhaft.

Allemal ist ein Streit eine Eskalation in einer ganz speziellen Lebenssituation, unabhängig von Umfang, Tiefe, Thema oder Anlass des Problems. Konflikte aufgrund dauerhafter oder temporärer Reibungen können jederzeit mit der richtigen Herangehensweise in einer ruhigen, sachlichen Atmosphäre statt mit lautstarken, gefühlvollen Wortwechseln angegangen werden. Kritisch ist besonders, wenn Zurechtweisungen und andere verletzliche Worte themenfremd geäußert werden. Eine solche Verhaltensweise führt vom eigentlichen Streitpunkt weg und bringt weder Fortschritte noch Lösungen.

Das Fazit lautet ergo:

Meinungsverschiedenheiten löst man immer besser ohne überlaute Beschimpfungen, sondern viel erfolgreicher in friedlicher Umgebung.

Drei Anregungen mögen helfen:

Empfehlung 1: Einschätzung des Problems

Der Tipp, einen kühlen Kopf zu bewahren, lässt sich in einer heiklen Situation nicht immer befolgen, dennoch sollte man versuchen, dem Partner in respektvoller Haltung gegenüberzutreten. In den meisten Fällen ist davon auszugehen, dass es keinen Grund gibt, an den Grundfesten der Beziehung zu zweifeln.

Streitgründe gibt es sicher dennoch viele.

Im Folgenden sollen drei typische Beispiele mit Hilfestellungen zu einem versöhnlichen Ende kurz erläutert werden.

Beispiel A: Erwartungen

Beschuldigungen wie z. B. „Ich habe mich darauf verlassen, dass du …“ oder „Ich bin davon ausgegangen, dass wir …“ oder „Du hast zugesagt, dass du …“ oder „Du hast mich schon wieder …“ sind ein No-Go in Bezug auf eine harmonische Lösung.

Ein verständnisvoller Ansatz hingegen wäre folgender:

Ich muss mich konkret zu meinen Bedürfnissen und Erwartungen äußern, sonst weiß mein Partner nicht, was ich will, da er keine Gedanken lesen kann.

Beispiel B: Halsstarrigkeit

Äußerungen wie „Das stimmt nicht!“ oder „Unsere Absprache lautete ganz anders!“ oder „Du tischst mir Lügen auf!“ oder „Ich bin mir zu 100 % sicher, dass …!“ implizieren, dass die falschen Einschätzungen nur beim Partner liegen und man selbst über jeden Fehler erhaben ist. Dies grenzt an Unfehlbarkeit und ist bei ruhiger Betrachtung Unsinn.

Ein ehrlicher Gedanke wäre: Ich muss mir bewusst darüber werden, dass es immer etliche differente Blickwinkel in einer Situation gibt.

Beispiel C: Wesensänderungen

Forderungen an den Partner wie „Ich erwarte, dass du …“ oder „Kannst du nicht endlich mal …“ oder „Ich habe dir schon so oft gesagt, dass du …“ oder „Warum hängst du noch immer an …?“ rücken die angeblichen Fehler des Partners in den Vordergrund und verdecken die eigenen Unzulänglichkeiten und potenziellen Veränderungsmöglichkeiten.

Ein achtungsvoller Umgang allerdings wäre die Einstellung: Es ist wichtig, dass ich die abweichenden Wesenszüge meines Partners respektiere und annehme, denn unser beider Sicht- und Verhaltensweisen sind in Ordnung.

Mit diesen drei Beispielen soll gezeigt werden, dass man nur sich selbst und seine eigenen Denkweisen ändern kann. Auf diesem Weg können Streitsituationen in der Beziehung ohne Lautstärke und Diffamierungen in vernünftigen Diskussionen enden und ein Ärgernis kann sich sogar in Luft auflösen.

Empfehlung 2: Entschärfung

Bei einem erhitzen Streitmoment schaltet der Körper auf erhöhte Adrenalinzufuhr um und suggeriert drei Alternativen:

  • zum Kampf bereit
  • zur Flucht fertig
  • zum Schweigen gerüstet.

Keiner dieser Zustände ist ideal für einen zielführenden, guten Austausch innerhalb einer Beziehung. Die Findung einer Lösung bei einem Streit bleibt unmöglich, wenn die Emotionen zu stark hervortreten, sich ein Partner der Begegnung räumlich entzieht oder sich verstockt in sich zurückzieht.

Zank und Streit assoziieren immer Stress, ungute Stimmung und Gegnerschaft. Kommt es allerdings zu einer Konfrontation in der Beziehung, dann muss eine Auseinandersetzung einem ganz bestimmten Zweck dienen. Es sollten unstimmige Zusammenhänge und Unmut ehrlich und offen zur Sprache gebracht werden. Das Ziel sollte eine grundlegende oder temporäre Entscheidung zu beider Partner Zufriedenheit sein.

Realität ist allerdings häufig, dass Argumentationen zu Wortgefechten führen und die Lautstärke kumuliert. In diesem Moment sollten sich die Gemüter zunächst beruhigen und es ist akzeptabel, wenn die Partner sich aus der Streitsituation entfernen. Um auf andere Gedanken zu kommen, helfen z. B. Sport, Musik, Spaziergänge, Haushaltsaktivitäten für eine bestimmte Zeit, in der jeder für sich allein ist. Die Unterbrechung sollte selbstverständlich von beiden Partnern akzeptiert werden. Die Bitte an den Partner könnte lauten: „Können wir hier unterbrechen? Ich muss über einige Dinge nachdenken und meine Gefühle sortieren. Sollen wir heute Abend erneut darüber sprechen?

Empfehlung 3: Gespräch

Ein Streit ist eine Konfrontation mit kontroversen Argumenten gepaart mit emotionalen Beigaben. Jemand wird diffamiert, zurechtgewiesen, beschimpft, verletzt oder angegriffen. Um eine Eskalation zu vermeiden, sollte man seine Meinung ohne Schuldzuweisungen, Maßregelungen oder Erwartungen vorbringen. Dazu muss man aber eine extrem gute Selbstkontrolle beherrschen und sich an die hilfreichen Tipps für ein erfolgversprechendes Gespräch erinnern und danach handeln.

Vier wirkungsvolle Richtschnüre

Tipp 1: Bitte und Wunsch

Statt Forderungen und Befehle ist die Äußerung der persönlichen Befindlichkeit und der individuellen Wünsche vonnöten. Wer konkret, ruhig und verständnisvoll mitteilt, was ihn stört, der ist auf einem guten Weg. Kontraproduktiv sind Zurechtweisungen oder Vorschriften, wie z. B. „Nach der Arbeit bist du dauernd in der Garage und werkelst am Auto!“ oder „Wenn ich zu Hause bin, hängst du nur am Telefon!“ oder „Essen willst du, aber dir ist der Einkauf total egal. Fahr du doch mal in den Supermarkt!“ oder „Ich muss bis 19 Uhr arbeiten, also kannst du dich doch um den Behördenkram kümmern!“

Eine nette Bitte hingegen hat eine vollkommen andere und positive Wirkung: „Könntest du heute mal bei der Stadtverwaltung anrufen? Ich komme spät nach Hause.“ oder „Was hältst du davon, wenn wir heute Nachmittag einen Spaziergang machen und in ein Café gehen?“ oder „Sollen wir am Samstag gemeinsam den Wocheneinkauf erledigen?“

Tipp 2: Gemeinsamkeit und Wir-Gefühl

Gerade die alltäglichen Konfliktpunkte bedeuten unentwegte Zusammenstöße, gären im partnerschaftlichen Miteinander und suchen eine grundsätzliche und zukunftsorientiere Antwort.

Die zentrale Frage lautet daher:

Welche Strategien und Veränderungen muss man entwickeln bzw. finden, um zukünftig ohne Streit zu leben?

Dazu ist es nützlich, wenn beide Partner zur jeweiligen Streitsituation Lösungsmöglichkeiten in petto haben, die dann diskutiert werden können. Selbstverständlich ist es geboten, den Ideen des Partners offen und wohlwollend gegenüberzutreten und alle Vorschläge gleichwertig zu behandeln. Schritt für Schritt kann man dann das Für und Wider abwägen und Kompromisse finden.

Tipp 3: Einsicht und Akzeptanz

Starrsinn konterkariert jede Einigung und Lösung, daher ist es ratsam, nicht auf seiner Meinung zu bestehen, um Distanz und neuen Ärger zu vermeiden. Angebracht sind Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Vorschläge des Partners, so wie man im Gegenzug Empathie und Akzeptanz für die eigenen Ideen erwarten kann. Daher sind deutliche, positive Signale vor einem Streitgespräch zu setzen, auch wenn man die Vorlieben und Angewohnheiten des Partners fragwürdig, unschön oder indiskutabel empfindet.

Tipp 4: Stellenwert und Einschätzung

Jedes Paar sollte sich im Klaren darüber sein, dass sich nicht alle Schwierigkeiten auf einvernehmliche Art lösen lassen und manches Vorkommnis die Gefühle sehr verletzt.

Eine Liebelei mit dem Kurschatten kann nicht ungeschehen gemacht werden. Ungleicher und nicht abgesprochener Zugriff auf das gemeinsame Bankkonto reißt eine tiefe Kluft in die Partnerschaft.

Verbale Zusammenstöße sind vorprogrammiert und es bedarf einer enormen Charakterstärke, um mit festen Vorsätzen und neuen Vereinbarungen die Beziehung aufrecht zu erhalten.

Bei jedem Paar gibt es trotz langjährigem Vertrauen, liebevollen Gewohnheiten und einer soliden Basis immer wieder Anlass zu Streit. Das Ziel für eine dauerhafte, harmonische und gefestigte Partnerschaft muss sein, dass die dennoch auftretenden Zwistigkeiten und unausweichlichen Konfliktsituationen nicht den Alltag so durchdringen, dass nur noch eine freudlose Atmosphäre übrigbleibt. Entwickeln sich die Partner zu Kontrahenten und kämpfen um Freiheiten, Kontrolle und Vorrechte, dann leidet die Liebe und lässt die Partner zu Gegnern werden.

Mit dem Mut zu einer bewussten Auseinandersetzung und dem Willen zur Änderung und Annahme von Hilfestellungen können Streits in der Beziehung behoben werden.


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