Redespaß statt Vortragsangst? Was genau hindert Sie daran Spaß zu empfinden

 

 

Es ist ein Phänomen, dass Menschen dazu tendieren, sich auf das zu fokussieren, was offensichtlich nicht zu funktionieren scheint. Dieses Vorgehen macht es allerdings unmöglich, Redespaß statt Vortragsangst zu entwickeln.

Stellen Sie sich das mal vor!

In einem Unternehmen ist ein neues Projekt an den Start gegangen. Verschiedene Experten haben nun die Aufgabe, das Projekt voran zu treiben und ihr Wissen weiter zu geben. Am späten Nachmittag wird deshalb im großen Besprechungsraum des Geschäftshauses ein Expertenvortrag gehalten. Herr M. ist einer der Experten und soll über die geplante Vorgehensweise berichten. Inzwischen ist jeder Stuhl im Raum besetzt und die Zuhörer warten neugierig und gespannt auf seinen Vortrag.

Ein junger Mann verlässt noch einmal seinen Platz und drückt den quietschenden Griff eines Fensters herunter, um es zu schließen. Die Geräusche der vorbeifahrenden Autos vor dem Bürogebäude klingen jetzt gedämpft und beinahe so, als müsste die Welt draußen warten.

Es wird immer ruhiger im Raum. Die Gespräche werden leiser und verstummen schließlich ganz. Jemand hustet noch rasch in die Stille und dann tritt Herr M. vor die Anwesenden, um seinen Vortrag zu halten. In diesem Moment „genießt“ er die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner Zuhörer.

Er genießt die Aufmerksamkeit? Wohl eher nicht, denn Herr M. leidet unter Redeangst/Vortragsangst und hat in diesem Moment nur noch den Wunsch, den Raum zu verlassen. Er spürt den Druck, der auf ihm lastet und sieht sich dazu gezwungen, das Richtige zu sagen. Was aber ist das Richtige? Herr M. kann sich kaum noch auf den Inhalt seiner Worte konzentrieren, denn die Aufregung scheint ihn zu beherrschen: „Was“, fragt sich Herr M. aufgeregt, „wenn ich jetzt keinen Ton mehr heraus bekomme?“ Und während der Redner versucht, sich auf seine Sätze zu konzentrieren, kriecht die nächste Frage in sein Bewusstsein: „Was, wenn ich jetzt das Wesentliche vergesse, oder nicht auf den Punkt bringen kann?“ Mit der nächsten Frage, die sich Herr M. stellt, gerät er vollständig aus dem Konzept: „Was, wenn ich meine Zuhörer weder informieren noch überzeugen kann?“

Die sorgfältig vorbereiteten Informationen sind aus seinem Gedächtnis verschwunden und Herr M. fühlt sich, als hätten seine noch unausgesprochenen Worte nun eine schmale Lücke durch das soeben geschlossene Fenster gefunden. Hinaus in die Welt, die um so vieles einfacher zu ertragen wäre als die Welt im großen Besprechungsraum, in dem Herr M. nichts mehr zu besprechen hat, denn die Erwartung seiner Zuhörer ist nun zu einer unerträglichen Erwartung an sich selbst geworden.

Und diese Erwartung an sich selbst ist für Herrn M. in den vielen Jahren seiner Tätigkeit als Projektleiter ein vertrautes Szenario geworden, das er sich immer wieder vorstellt und auf diese Weise ins Bewusstsein holt. Herr M. kennt bereits jedes Detail seiner Vorstellungen so genau, dass er ohne Schwierigkeiten ein Drehbuch über sein Versagen schreiben könnte.

 

Das Phänomen

Es ist ein Phänomen, dass Menschen dazu tendieren, sich auf das zu fokussieren, was offensichtlich nicht zu funktionieren scheint. Sie denken darüber nach, was alles passieren wird oder passieren könnte. Sie machen sich Bilder von bestimmten Situationen oder produzieren Filmszenen von den Schwierigkeiten, mit denen sie sich befassen. Und meistens machen sie das alles sogar sehr gut. Und sie machen das immer wieder und immer wieder und immer wieder, so oft, bis sie es nahezu perfekt beherrschen. Sie werden sozusagen wahre Meister in den Dingen, die nicht funktionieren.

Und die Menschen befassen sich mit Symptomen. Es werden sogar ganze Listen von Symptomen angefertigt, die dann auch noch im Detail beschrieben werden. Damit die Betroffenen sich die Möglichkeit schaffen, ihre Schwierigkeiten an den Symptomen festmachen zu können. Auch Herr M. tut das. Die körperlichen Symptome, bei seinen Vorträgen und Präsentationen kennt er sehr gut.

Was sich Menschen eher seltener fragen, ist: „Was genau müsste anders sein, damit es funktioniert?“

Auch Herr M. hat sich diese Frage bislang noch nicht gestellt. Er hat sich nie gefragt: „Was genau fehlt eigentlich, damit ich Spaß bei meinen Vorträgen und Präsentationen haben kann? Was müsste anders sein, damit ich meine Präsentationen ohne Vortragsangst genießen kann?“

 

Redespaß statt Vortragsangst – Einladung zu einer neuen Sichtweise

Wer sich auf einer Redner-Bühne sicher fühlen will oder Spaß bei Vorträge und Präsentationen haben möchte, braucht etwas extrem Wichtiges: eine RESSOURCE.

Eine „Res-source“ bringt Sie als Redner sozusagen zu Ihrer Quelle zurück. Ressourcen sind sozusagen der Bestandteil eines Gegenpols zu dem, auf das sich Menschen meistens fokussieren. Was genau eine Ressource sein kann, ist sehr individuell und hängt auch von dem Rednertyp ab, wie wir später noch sehen werden.

Auch Herr M. könnte mit geeigneten Ressourcen seine Präsentationen genießen und richtig Spaß dabei haben.

Gehirne sind oftmals nicht sehr kooperativ

Über 90 Prozent von Allem, was Menschen tun und empfinden, erledigen ihre Gehirne sozusagen im Modus „Autopilot“, also vollautomatisch. Und sie fragen die Besitzer der Gehirne auch nicht, ob es ihnen gefällt, was sie mit ihnen machen. Denn Gehirne sind oberflächlich betrachtet nicht sehr kooperativ. Das gilt auch bei Vortragsangst / Redeangst / Lampenfieber usw..

Zum Glück gibt es aber Generalisierungen und Gesetzmäßigkeiten, nach denen Gehirne ihre Arbeit verrichten. Aus ihnen lassen sich nützliche Modelle kreieren, die beschreiben, wie man Gehirne letztendlich doch zu einer Kooperation bewegen kann.

Ein von mir entwickeltes Modell soll als Erklärungsgrundlage dienen, wie sich jeder Mensch bestimmte Gesetzmäßigkeiten für mehr Redespaß nützlich machen kann. In diesem Modell teile ich Redner in zwei Typen ein.

  • Den Politiker-Typus
  • Den Professoren-Typus

Der Politiker-Typus hat meistens als Kind schon gern geredet. Deshalb ist er oder sie einem Rednerklub beigetreten, in dem man gern redet. Was dort gesagt wird, steht nicht primär im Vordergrund. Der Inhalt hat keinen wirklichen Wert und ist eher sekundär für den Redner. Er will nichts sagen. Wichtig für ihn ist das Reden an sich. Er redet gern, weil er sich gern reden hört. Und weil er sich gern reden hört, redet er gern. Die Ressource des Redners vom Typ Politiker ist: Er hört sich gerne reden.

Der Redner vom Typ „Professor“ ist das genaue Gegenteil des Politiker-Typus. Er hat etwas zu sagen. Und das, was er sagen möchte, kann unterschiedliche Qualitäten haben. Im Vordergrund steht bei ihm aber der Inhalt. Das, was er sagen möchte, ist ihm wichtiger als die Wahl der Worte. Damit unterscheidet er sich vom Politiker-Typus auch in der Ressource. Seine Ressource kann z. B. Wissen sein, das er den Teilnehmern seines Vortrages weitergeben möchte. Es kann sich aber auch um eine Botschaft handeln, die er einer Gruppe mitteilen möchte.

 

Der Ansatz der PPR-Methode

Bei der Politiker Professoren Ressourcen Methode geht es darum, für den Klienten nützliche Ressourcen auf seiner Typen-Ebene zu suchen, sie ihm zugänglich zu machen und zu integrieren. Umgesetzt wird dieser individuelle Coaching-Prozess als Intensiv-Lösung mit Techniken aus den Systemischen Verfahren, die im Rahmen dieses Artikels aufgrund Ihrer Komplexität nicht explizit erklärt werden können.

Die PPR-Methode ist aus der Coaching-Praxis heraus entstanden und hat sich bereits in vielen Trainings bewährt. Auch der Autor selbst hat mit dieser Methode den Stress (seine Vortragsangst als ehemaliger Stotterer) bei seinen Vorträgen und Seminaren gegen Spaß eintauschen können.

http://www.karriere.at/blog/karrierekiller-redeangst.html

 

Weiterführende Links

Angst vor Vorträgen
Authentisch werden
Selbstbewusstsein

Kommunikationsangst

Angst vor Meetings

Angst vor Referaten

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