In unterschiedlicher Ausprägung hat jeder Mensch in seinem Leben Angst bereits vielfach erlebt. Nicht nur als Kind. Auch als Erwachsener können wir durchaus in Situationen geraten, die uns Angst bereiten. Grundsätzlich ist Angst nicht nur etwas Negatives und kann nur sehr schwer allgemeingültig definiert werden. Beschreiben lässt sich das Phänomen Angst wohl am einfachsten als ein unangenehmes Gefühl von Bedrohung.
„Nicht die Dinge an sich beunruhigen den Menschen, sondern seine Sicht der Dinge.“ Epiktet, griechischer Philosoph, 50–138 n. Chr.
Die Angst – und ebenso die Schreckreaktion – erfüllt bei Mensch und Tier eine nützliche Funktion. Bei Neugeborenen zeigt der Moro-Greifreflex eine automatische Anklammerung bei Gefahr und zugleich eine angeborene Angst vor dem Fallen.
Allgemein wird Angst als eine natürliche Reaktion auf gefährliche Situationen empfunden.
Ohne Angst würden wir riskante Situationen nicht erkennen und ständig in Gefahr schweben.
Die natürliche Angst hat also eine sehr wichtige Aufgabe für unsere Gesundheit und unser Leben. Eine gewisse Angst vor materiellen Verlusten kann ebenfalls durchaus hilfreich sein.
Die Aufgaben der Angst
Die Angst soll schlummernde Kräfte (Ressourcen) aktivieren und eine bestehende oder drohende Gefahr beseitigen. Wenn die Gefahr vorbei ist, soll die Angst wieder verschwinden. In diesem Kontext ist Angst für die Stärkung unserer körperlichen und seelischen Abwehrfunktionen zuständig.
Angst hilft uns auch dabei, wachsam zu sein und auf uns oder andere aufzupassen. Haben Sie Kinder? Dann kennen Sie sicher das Gefühl, wenn Sie allein mit einem Kleinkind oder mit zwei oder drei kleinen Kindern an einer Hauptverkehrsstraße spazieren gehen und die kleinen Bälger anfangen zu rennen. In entgegengesetzte Richtungen. Wer da keine Angst bekommt, muss ein unendliches Vertrauen in unseren Straßenverkehr besitzen. Oder ihm sind die Hormone Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgegangen, die im Körper Stress produzieren.
Wenn Angst krank macht
Angst kann allerdings auch das Gegenteil von einer hilfreichen, natürlichen Schutzfunktion sein. Zuviel davon kann unsere geistigen und körperlichen Funktionen lähmen. Neben der gesunden Angst, die uns umsichtig mit unserer Gesundheit und unserem Leben umgehen lässt, gibt es noch andere Formen von Angst. Treten Angstsymptome grundlos auf, handelt es sich um pathologische Angst, die sich zu einem psychopathologischen Symptom mit Krankheitswert – zu einer Angststörung – entwickeln kann.